Der E-Commerce hat durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren mit zweistelligen Zuwachsraten einen regelrechten Boom erlebt. Auch wenn sich die Zahlen aus diesen Rekordjahren aktuell wieder etwas normalisieren, soll der Umsatz aus dem Onlinehandel Statista zufolge bis 2025 weiterhin um jährlich um 10,12% steigen. In den E-Commerce einzusteigen, ist daher noch immer eine lohnende Idee mit Zukunft.
Für den Einstieg gibt es verschiedene Möglichkeiten. Du kannst beispielsweise deinen eigenen Onlineshop von Grund auf selbst aufbauen. Dies würde die Entwicklung eines innovativen Konzepts, die Gestaltung eines Sortiments, die technische Umsetzung und Gestaltung sowie die Strukturierung des Marketings bedeuten.
Eine andere Option besteht darin, einen schon bestehenden Onlineshop zu kaufen. In diesem Blogbeitrag gehen wir auf diese Möglichkeit ein und verraten dir, worauf du dabei unbedingt achten musst.
Einen Onlineshop kaufen: Die Vorteile
Einen bestehenden Onlineshop zu kaufen, bringt einige Vorteile mit sich. Dazu zählt unter anderem…
- die Möglichkeit, den Onlineshop vom ersten Tag an nutzen.
- die holprige Anlaufphase zu umgehen und sofort mit dem Verkauf zu starten.
- der Shop wurde von Suchmaschinen indexiert und hat (bestenfalls) schon gute Rankings.
- bei einer Übernahme bleiben Bestandskunden erhalten.
- da der Store bereits über ein bewährtes Sortiment verfügt und du dich auch schon auf ein Lieferantennetzwerk verlassen kannst, wirst du problemlos verkaufen können.
- du verfügst bereits über Daten zum Kaufverhalten deiner Kundschaft.
- du kannst dich voll und ganz auf die Optimierung deines Onlineshops konzentrieren, anstatt dich mit Arbeiten zu beschäftigen, die anfallen, wenn man selbst einen Onlineshop erstellt.
Lesetipp: 20 Tipps für eine gelungene Produktfotografie, findest du hier.
Risiken beim Kauf eines Onlineshops
Du wirst vermutlich viel Geld in die Hand nehmen und große Hoffnung in deinen Traum vom eigenen Store legen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du den Onlineshop vor dem Kauf ganz genau unter die Lupe nimmst. Denn das größte Risiko ist, dass du erst nach der Übernahme feststellst, dass der Shop nicht so erfolgreich ist, wie du es dir vorgestellt hattest. Doch auch nach einer gründlichen Inspektion besteht noch immer ein gewisses Restrisiko und du wirst erst nach ein paar Monaten wirklich beurteilen können, ob du dich richtig entschieden hast. In der Hoffnung, dich vor einer negativen Erfahrung zu bewahren, möchten wir dir im Folgenden wichtige Kennzahlen vorstellen, die du vor dem Kauf prüfen solltest.
Onlineshop kaufen: Wichtige Kennzahlen
Wenn du einen Onlineshop kaufen möchtest, musst du neben den gängigen Unternehmenskennzahlen auch noch weitere Daten betrachten, die sich speziell auf den Onlinebereich konzentrieren. Schauen wir uns die wichtigsten Kennzahlen einmal genauer an:
- Gewinn (vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen)
- Umsätze (mit und ohne Retoure)
- Rohertrag (Differenz zwischen Umsatz und Herstellungskosten)
- Anzahl der Shop-Besucher (v. a. Conversion Rate)
- Durchschnittlicher Bestellwert (AOV)
- Verteilung des Umsatzes (Onlineshop, Ladengeschäft, Online-Marktplätze, etc.)
- Anteil der Privat- und Geschäftskunden
- Prozentsatz wiederkehrender Kunden
- Lagerwert (auf Grundlage des Einkaufspreises)
All diese Kennzahlen können dir dabei helfen, den Kaufpreis einzuschätzen, den der Verkäufer dir anbietet. Grundsätzlich gilt, dass mindestens die vergangenen zwei Jahre angesehen werden sollten - je mehr Daten desto besser.
Lesetipp: Erfahre, welche Bedeutung der Großhandel hat und wie der Großhandelsmarktplatz das Einkaufsverhalten in diesem Bereich verändert.
Was der bestehende Shop beinhalten sollte
Natürlich sind die Unternehmenskennzahlen ein wichtiger Entscheidungsfaktor für oder gegen den Kauf eines bestehenden Onlineshops. Allerdings solltest du dir auch überlegen, ob der Store alle Features beinhaltet, die dir wichtig sind.
Ein Beispiel: Wenn du einen Shopify-Store kaufen möchtest, bringt dieser die folgenden Vorteile mit sich:
- 24/7 Support
- Einfache Bedienung
- Zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten und einfache Bearbeitung des Backends
- Eigenes POS
- Reibungslose Integration von Apps
- Eigener App-Store
- Automatische Updates
- Unkomplizierte Verknüpfung mit Social Media und Marktplätzen
- Integrierte Marketingtools
- Auch für schnelles Markenwachstum geeignet
- u. v. m.
Je nachdem, was für dich und dein Business wichtig ist, solltest du also entscheiden, ob der jeweilige bestehende Onlineshop für dich in Frage kommt. Darüber hinaus solltest du den bisherigen Shop-Besitzer um weitere Informationen bitten.
Lesetipp: Was ein POS-System ist, erklären wir in diesem Beitrag.
Relevante Fragen an den Onlineshop-Besitzer
Wenn der Onlineshop-Besitzer an einem seriösen Verkauf interessiert ist, wird er auch all deine Fragen beantworten. Zögere also nicht und befrage ihn zu allen wichtigen Informationen zum Shop. Mögliche Fragen, die du dem bisherigen Shop-Besitzer stellen solltest, sind:
- Um welche Shop-Software handelt es sich und wie aktuell ist sie?
- Wie sind die derzeitigen Suchmaschinen-Rankings und wie haben sie sich in der Vergangenheit entwickelt?
- Wie ist der Umsatz in den letzten Monaten ausgefallen?
- Wie entwickelt sich die Kundschaft aktuell?
- Gibt es Shopbewertungen und wenn ja, wie sind sie ausgefallen?
- Gibt es Einkaufsbedingungen und wenn ja, können diese übernommen werden?
- Ist es in der Vergangenheit bereits zu Abmahnungen gekommen?
- Kann der aktuelle Shop-Betreiber irgendwelche Tipps geben oder hat er Ideen, wo das Potenzial bisher nicht vollständig ausgeschöpft wurde?
- Was sind die Gründe für den Verkauf des Onlineshops?
Wenn du deine Auswahl getroffen und dich dazu entschieden hast, einen Onlineshop zu kaufen, dann geht es im ersten Schritt darum, einen Kaufvertrag aufzusetzen.
Onlineshop übernehmen: Die rechtlichen Aspekte
Je umfangreicher der Store, desto umfassender sollte auch der Kaufvertrag ausfallen. Professionelle Unterstützung kann in diesem Fall nicht schaden.
Wie dieser Vertrag gestaltet ist, hängt maßgeblich von der Rechtsform des Unternehmens und deinen steuerlichen und rechtlichen Zielsetzungen ab. Als neuer Eigentümer bist du für alle bestehenden Verträge (z. B. Arbeitsverträge) und alle Umsatzsteuerverbindlichkeiten verantwortlich. Das bedeutet: Mit dem Kauf eines Onlineshops gehen alle Verpflichtungen auf dich über. Achte daher darauf, den Kaufvertrag möglichst genau zu formulieren und abzuschließen.
Wenn du einen Onlineshop erwerben möchtest, der nur oder teilweise auf einem Marktplatz angezeigt wird, prüfe unbedingt die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des jeweiligen Marktplatzes. Oft sind Eigentümerwechsel streng geregelt oder Ladenverkäufe ganz ausgeschlossen. Auch hierbei kann eine Rechtsberatung nicht schaden.
Lesetipp: Du möchtest dich selbstständig machen, weißt jedoch noch nicht so wirklich, in welche Richtung es gehen soll? Dann haben wir hier 25 Ideen für deine Existenzgründung.
Onlineshop kaufen: Fazit
Der Kauf eines Onlineshops hat große Vorteile. Du erwirbst damit ein etabliertes Unternehmen mit gefragten Produkten und bestehendem Kundenstamm. Idealerweise hat dein neuer Store eine hervorragende Bewertung und ist auf Google & Co. gut auffindbar.
Allerdings gehen mit der Übernahme eines bestehenden Onlineshops auch gewisse Risiken einher. Lass dich deshalb nicht blind vom aktuellen Zustand des Webshops blenden. Die Online-Welt verändert sich schnell und was heute noch sehr gut funktioniert, kann schon morgen überholt sein. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Technik. Prüfe deshalb im Vorfeld ganz genau, wie zukunftsfähig das Konzept, die Produkte und die IT-Infrastruktur des Shops sind.
Außerdem ist es wichtig, dass du dich selbst mit deinen Produkten und der Position als Shop-Betreiber identifizieren kannst. Denn es wird entscheidend für deinen Erfolg sein, inwieweit du dich mit Themen wie Technik und Online-Marketing auseinandersetzt. Bist du dir all dem bewusst und hast auch Lust darauf, dann steht deinem Traum vom eigenen Online-Business nichts mehr im Weg!
